Dienstag, 5. März 2013

Kapitel 67

Ein Funken, der durch beide Körper schoss und sich prickelnd auf der Haut ausbreitete. Länger als gewollt schauten sich beide in die Augen, ehe das Mädchen langsam aufstand, die Handtücher fest in der Hand. Sie erblickte Mr. Evans und lächelte ihm freundlich zu. »Guten tag, Mr. Evans.« Auch dieser nickte ihr freundlich zu. »Es freut mich zu sehen, das Sie sich hier gut eingelebt haben, Miss Deborah McGowan.« Deborah nickte eifrig. »ja, sehr. Dank Ihrer Hilfe. Wie ich sehe, haben Sie einen neuen Schützling.« Dabei schaute sie kokett zu Liam herüber, der etwas errötete, was sie natürlich sofort bemerkte. »Ja. Ich würde dazu gerne mit eurer Betreuung reden.« Deborah deutete auf einen Raum, was sich als Küche herausstellte. Während Mr. Evans darin verschwand, blieb Liam zurück bei dem Mädchen. »Wenn du willst, zeige ich dir dein Zimmer.« schlug Deborah vor. »Klar, gerne.« zuckte Liam mit den Schultern und folgte ihr. Hinter einer der Türen verbarg sich ein unscheinbares, einfach eingerichtetes Zimmer: zwei Betten, zwei große Schränke, sowie ein Schreibtisch. »Du teilst das Zimmer mit Matthew.« verkündtete sie lächelnd. »Und wie ist er so drauf?« fragte Liam rasch, und hoffte dabei inständig, das es nicht die gleiche Neigung wie bei Noah war. »Wenn du einer von der ruhigeren Sorte bist, dann ist Matthew das totale Gegenteil von dir. Der totale Partygänger und Weiberheld.« Liam atmete sichtbar aus, wobei Deborah die Augenbrauen hob. »Überrascht deswegen? Oder stimmt etwas nicht?« Liam schüttelte schnell den Kopf. »Kein Problem. Von mir aus soll er sich herumtreiben, wo er will.« Deborah zuckte mit den Schultern. »Wunder dich nicht, wenn er dich zu einer kleinen Einweihungsparty einlädt.« zwinkerte sie ihm zu. In dem Moment tauchte Mr. Evans auf, hinter ihm eine ältere Frau, die sich als Betreuerin herausstellte. »Wir heißen dich herzlich Willkommen bei uns; Liam. Mein Name ist Jane Freemann.« rief die Frau und lächelte ihm freundlich zu. »Dein Zimmer hast du ja schon gesehen. Mr. Evans hat mir gesagt, das morgen dein erster Arbeitstag wäre.« Wie auchfs Stichwort reichte ihm Mr. Evans eine Mappe. Sie enthielt u.a. Unterlagen zum Betrieb. »Morgen um acht Uhr fangen Sie an. Ich werde das auch überprüfen, indem ich anrufe. Seien Sie daher püntklich, ja?« »Ja.« antwortete Liam gehorsam. Das dürfte wohl nicht so schwer sein. Mr. Evans und Mrs. Freemann tauschten noch ein paar Worte aus, ehe Liams Bewährungshelfer hinter der Haustür verschwand. Liam zog sich in sein neues Zimmer zurück und packte seine wenigen Sachen in den Schrank. Die Mappe verstaute er in den kleinen Nachtschrank neben seinen Bett. Schweigend setzte sich Liam auf das freie Bett und versank in Gedanken. Jetzt war es sogar schon so weit gekommen, das er einen Bewährungshelfer besaß und eine nervige Fußfessel klebte an seinen Körper. Er wünschte sich nichts sehnlicher als ein Foto von Laurie. Nein, noch viel mehr. Er wollte sie endlich wieder in seinen Armen schließen. Er ließ sich nach hinten fallen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Liam wurde duch sanftes rütteln geweckt. Halb verschlafen richtete er sich etwas auf, und sah eine Gestalt vor sich. Es war schon dunkel draussen und nur die Lichter der Straßenbeleuchtung, sowie des Vollmondes, erhellten das Zimmer. Sein Körper versteifte sich und er zuckte unwillkürlich zurück. »Keine Angst.« flüsterte die Stimme und für einen Bruchteil einer Sekunde glaubte er, Laurie vor sich zu haben. »Wir haben eine kleine Überraschung für dich.« Nach und nach erkannte er die Stimme von Deborah, und langsam begann er sich zu entspannen. Sie beugte sich zu ihm herunter und umfasste seinen Arm. Ein Schauer durchfuhr seinen Rücken. »Dafür musst du natürlich auch aufstehen. Zieh dir was drüber.« rief sie vergnügt und zog ihn langsam hoch. Etwas orientirungslos tappte Liam im Zimmer umher, ehe er endlich vor seinen Kleiderschrank stand. »Lass aber das Licht aus. Niemand darf uns dabei erwischen.« Blindlings griff Liam nach einen Pullover und einer Jeans, während Deborah im gebürenden Abstand geduldig wartete. »Brauch ich sonst noch etwas?« fragte Liam, als er fertig war. Deborah schüttelte den Kopf. »Nein. Nur Durchhaltevermögen.« Erneut umfasste das Mädchen seinen Arm und führte ihn nach draussen auf den Gang. Dort standen schon im Halbdunkeln vier weitere Personen. Sie wirkten wie Statuen, da sie keinen Mucks von sich gaben. Nur einzig und allein am Körperbau konnte Liam halbwegs identifizieren, bei welchen Geschlecht es sich dabei handelte. »Wir sind soweit.« flüsterte Deborah ihnen zu und die Truppe setzte sich auf einmal in Bewegung Richtung Tür. Eine schmächtige Person trat hervor und schloss beinahe lautlos die Tür auf. Eilig huschte jeder von ihnen auf den Flur hinaus. Als die Tür leise geschlossen wurde, murmelten vereinzelt ein paar von ihnen. Deborah stand dicht neben Liam und wies ihm in Flüsterton an: »Geh so leise wie möglich die Treppe herunter und vermeide es zu reden. Erst wenn wir draussen auf der Straße sind.« Liam nickte gehorsam und hielt sich an ihre Anweisungen. Es war dabei gar nicht so einfach, die Treppenstufen leise herunterzugehen. Irgendwie verursachte man immer Geräusche. Und wenn es nur eine einzige Bewegung war. Liam war heilfroh, als er unten an der rettenden Tür ankam. Kühle Nachtluft wehte ihm entgegen, die ihm allerdings nichts großartig ausmachte. Er hatte sowieso das Gefühl gehabt, der Marsch nach unten glich einen Marathon. »Du hast dich gut geschlagen.« knuffte Deborah ihn in die Seite. Die sechs jungen Erwachsenen standen im Halbkreis nebeneinander und nun konnte Liam schon besser erkennen, bei wem es sich handelte. Ein Mädchen und drei Jungs. Und damit begann auch die kleine Vorstellungsrunde: »Deine neuen Mitbewohner.« begann Deborah und zeigte mit einer geringfügigen Geste auf die jeweiligen Personen. »Stacy, eine hervorragende Köchin und noch eine bessere Türschlösserknackerin. Ihre Künste hat sie uns erst wieder erstklassikg demonstriert.« Bei Stacy handelte es sich auf den ersten Blick um eine unscheinbare, ruhige Person. Sie hatte dunkelbraune, wohlmöglich schwarze Haare?, die ihr bis zu den Hüften reichten. Zwischen den beiden Jungs, die mindestens zwei Köpfe größer waren, wirkte sie klein. Sie schaute Liam kühl an und machte keine Anstalten, ihm die Hand zu reichen oder Ähnliches. Lediglich ein kurzes Nicken war ire Reaktion. Liam lag die Frage auf der Zunge ob sie zu allen neuen Mitbewohnern war. Aus Höflichkeit hörte er Deborah weiter zu. Die beiden jungen Herren kamen an die Reihe, die etwa gleich groß waren. Jedoch unterschieden sie sich deutlich in ihrer Statur: »Links von dir siehst du Erick, einer der größten Computernerds auf Erden. Du kannst dir nicht vorstellen, wo er sich schon überall reingehackt hat...« Ein Grinsen erschien auf ihren Mund. »Du schmeichelst mir sehr.« erwiederte Erick und hob die Hand Richtung Liam zur Begrüßung. Der zweite junge Herr hieß Willie, und stellte sich als kleiner Zappelphillip heraus. Entweder scharrte er mit dem Schuhen auf den Boden, wippte mit dem Oberkörper vor und zurück oder gestikulierte mit seinen Fingern. Er wirkte etwas zerstreut, doch warf Liam einen freundlichen, aber scheuen Blick zu. »Hi.« rief er kurz und wendete sich wieder sich selbst zu. Zu guter Letzt kam Matthew drann, wie Liam vermutete. Er war das totale Gegenteil von Erick, denn unter seinen Outfit zeichneten sich seine Armmuskeln deutlich ab. Er hätte sicherlich keine Probleme, als Türsteher durchzugehen. Ehe Deborah anfing, zu reden, kam ihr Matthew zuvor. »Ich hoffe, bei unser kleiner Tour stellst du dich nicht allzu jungfräulich an und verträgst auch was.« Er klopfte Liam kumpelhaft auf die Schulter. Aha, von daher wehte also der Wind. Eine kleine Saufrunde stand also an... »Du kannst es wohl kaum erwarten, dir die Kante zu geben, mhmm?« Endlich zeigte Stacy eine Reaktion und schaute ihn missbilligend an. Doch Matthew ließ sich von ihrer kühlen Art nicht einschüchtern. Im Gegenteil, er umfasste ihre Hüfte und zog sie etwas näher an sich heran. »Entspann dich, Süße. Ein, zwei Gläschen und dann wirst auch du die Sache wesentlich lockrerer sehen. Ist doch nur ne kleine Begrüßungsparty für unseren neuen Mitbewohner.« Er lachte kurz auf und ließ Stacy wieder los. »Dann kann es ja losgehen, jetzt wo wir uns gegenseitig etwas näher kennen.« Die Truppe setzte sich in Bewegung und lief die beleuchtete Hauptstraße entlang. Auch ohne Alkohol war die Gruppe schon ziemlich angeheitert. Mit Außnahme von Stacy. Diese ließ sich weder von Matthew, noch von Erick oder Willie anstecken. Stattdessen ging sie stur geradeaus. »Ich hoffe, du wirst dich wohl bei uns fühlen.« rief Debroah Liam zu, die die beiden Schlußlichter bildeten. »Klar.« antwortete er und lächelte er ihr freundlich zu. Er musterte so unaufällig ihren Körper wie möglich, als sie nebeneinander hergingen. Unter ihren Jäkchen, das wohl nur als Deko diente, trug sie ein ausgeschnittenes Longtop mit Volants in schwarz. Ebenso schwarze Leggings sowie Stiefel. Allerdings nichts Übertriebenes. Einfach nur schlicht. Einzelne rote Accessoires rundeten das Outfit ab. Neben schwarzen Lederarmbändchen trug sie auch rote. Ihre feuerroten Haare hatte sie zu zwei Zöpfe geflochten, an denen schwarze Schleifen steckten. Ein bisschen weckte es Liam den Bechützerinstinkt in sich. Doch sofort schob er diesen Gedanken zur Seite. Ihm stand es nicht zu, darüber nachzudenken. Nein, er verbietet es sich regelrecht. Er wusste ja noch nicht einaml, ob sie einen Freund hatte. Stattdessen nickte er höflich, als er die letzten Fetzen ihres letzten Satzes mitbekam. Je näher sie dem Zentrum kam, desto mehr hoffte er, morgen rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen...

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