Montag, 27. August 2012

Kapitel 52

Danach ging alles ganz schnell. Viel zu schnell. Denn ehe ich mich versah wurde ich gewaltsam gegen die Wand gedrückt. »W-Was soll das...!?« brachte ich hervor, doch der Druck wurde dadurch nur noch verstärkt. Es war eine äußert unbequeme Lage und meine Muskeln begannen bald zu schmerzen. »Sie haben das Recht zu Schweigen!« rief der Beamte mir zu, der mich festhielt. Dadurch, das ich keinen Widerstand leistete, hoffte ich, das sie loslassen würden. Doch meine Hoffnung wurde nicht erfüllt. Als die Tür zum Krankenzimmer aufging, weiteten sich meine Augen vor Schreck. Wenige Meter vor mir stand mein Vorgesetzter, Cheryl, Nathan... ja sogar Liam. Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten!? Ich wollte mich losreißen und zu Liam rennen, doch kaum hatte ich mich einen Zentimeter bewegt, wurde ich gewaltsam auf den Boden geschleudert. Ich kam hart auf und für einen Moment tanzten mir Sterne vor den Augen. »W-Was hat das nur zu bedeuten?« wiederholte ich. Ich sah zu Liam herüber und konnte nicht ganz deuten, was er zu fühlen mochte. War es Schmerz? Mitleid? Sorge? Oder Überraschung? Seine Miene war unergründlich. Doch da gab es etwas. Sein Körper begann zu zucken, beinahe so, als würde er jeden Moment zu mir herübergelaufen kommen. »Laurie, ich...« fing er an und hob eine Hand. Doch ein Beamter, der unmittelbar neben ihn stand, wehrte die Geste mühelos ab. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl er. Mein Blick galt Cheryl, und ihr Gesicht sah äußert besorgt aus. Sie hielt eine Hand vor den Mund und konnte nicht ganz glauben, was sich da vor ihren Augen abspielte. Ich wollte eine Erklärung für das Ganze. Doch ich bekam keine. Schließlich blieb mein Blick an Nathan hängen. Wie lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen? Etwas Kaltes umspielte seine Züge, was mich erschaudern ließ. Er kam näher auf mich zu, ohne, das jemand dazwischentrat. Als der Abstand nur noch wenige Zentimeter betrug, kniete er sich vor mich. Nur mit Mühe konnte ich meinen Kopf heben. Mein Nacken tat schrecklich weh. »Was willst du?« brachte ich mühsam hervor und schaute ihn unsicher an. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als er mich mit einen wissenden Lächeln betrachtete. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen, als er mein Kinn berührte. Warum blieb Liam in solch einer Situation nur so ruhig? »Ich möchte dir etwas erzählen, Laurie.« fing Nathan an. Ich nickte etwas und richtete nun meine volle Aufmerksamkeit auf ihn. »Der ganze Mord an Holly Diaz war nur eine Falle.« Seine Worte mussten erstmal auf mich wirken. Und im ersten Moment kapierte ich gar nicht, was er mir sagen wollte. Erst nach und nach wurde mir bewusst, was das zu bedeuten hatte. »Eine Falle?« wiederholte ich ungläubig. »Aber warum?« Mir fing der Kopf schon vor Fragen an zu schwirren. Es herrschte das totale Chaos im Inneren. »Genau. Eine Falle um...« Er machte eine kunstvolle Pause und noch ein Lächeln umspielte seine Lippen. »...an deine Familienangehörige ranzukommen.« Familienangeörige!? Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Das schien Nathan zum Lachen zu bringen und bald erfüllte es den ganzen Raum. Niemand unterbrach ihn. Scheinbar war er in dieser Welt der Boss. »Natürlich verstehst du es nicht.« taddelte er mich, als er sich wieder beruhigt hatte und schaute mich liebevoll an. Doch es hatte ganz und gar nichts Gutmütuges an sich. Es machte mir schreckliche Angst.

»Du warst ja noch ganz klein.« sprach er weiter. Er hob eine Haarsträhne von mir an und ließ sie augenblicklich fallen. »Aber Blut ist dicker als Wasser, und das heißt für uns, wir müssen auch dir auf die Spur kommen.« Wäre ich nicht in der Mangel dieses Beamten, hätte ich Nathan am liebsten geschüttelt. Doch ich lag nach wie vor, fast unbeweglich auf den Boden. Ich wartete sehnlichst darauf, das Nathan weitersprach. Doch er tat es nicht. Stattdessen stand er auf und ließ mich mit noch mehr Fragen zurück. Was hatte das nun alles mit meiner Familie zu tun? Mit einer knappen Handbewegung wies er den Mann an, der mich festhielt, mich aufstehen zu lassen. Mühsam kam ich auf die Beine und mein Blick wirkte leicht verschwommen. »SAG MIR VERDAMMT NOCHMAL, WAS HIER LOS IST!« schrie ich und der Griff um meine Arme wirkte stählernd. Ich biss mir auf die Unterlippe. Nathan schaute zu Reece rüber, dann wieder zu mir. »Ich glaube, das ist nicht der richtige Ort dafür, dir die ganze Geschichte zu erklären.« Es enstand eine weitere Pause, als Nathan anfing, nachdenklich aus dem Fenster zu schauen. Es war ein Wunder, das Reece von den ganzen Krach nicht geweckt wurde. Und noch mehr erstaunte es mich, das niemand von Krankenhauspersonal bisher erschienen war.

Schließlich drehte sich Nathan wieder zu mir um und kam auf mich zurück. Ich zuckte etwas zurück, was ihm ein Lächeln entlockte. »Du musst keine Angst haben. Zumindest vorerst nicht...« Der Satz blieb in der Luft hängen. »Ich schlage vor, wir ziehen uns gemeinsam auf das Dach dieses Krankenhauses zurück.« Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ist das dein Ernst?« Doch dann schaute ich auf Reece und entschied, das es wohl besser wäre, ihn nicht weiter zu stören. Ich warf einen Blick auf Liam, dessen ganze Sorge mir galt, wie ich erkennen konnte. Auch Cheryl stand angstvoll daneben, während mein Vorgesetzter skeptisch dreinschaute. So, als würde er abwarten, wie sich die Situation entwickeln würde. »Ok.« erwiederte ich schließlich und willigte ein. »Lass uns gehen.« Nathan ging vorraus. Und ich wurde sogleich hinterhergeschupst. Eigentlich dachte ich, es gäbe nur eine Art Aussprache? (Vielleicht war das ja doch alles ein Alptraum und ich wache gleich in der Pension auf...) zwischen uns beiden. Doch scheinbar legte es Nathan darauf an, Pupblikum dabeizuhaben. Erstaunlicherweise war ich die ganze Zeit hinweg ziemlich ruhig. Da keimte noch die Hoffnung, alles würde doch noch ein gutes Ende nehmen. Wir liefen eine Treppe hinauf, wobei mich mehrere Polizisten von den anderen, besonders von Liam, abschirmten. Als die eiserne Tür geöffnet wurde, wehte mir eine kühle Brise entgegen. Ich konnte die Lichter der Stadt erkennen und ein wehmütiges Gefühl stieg in mir auf. Nathan wies mich an, zu den äußerten Rand des Daches zu gehen. Nur eine kleine Mauer trennte mich vom Abgrund. Ich fügte mich und schaute Nathan, der am Nächsten von mir war, herausfordernd an. Die Situation begann, sich beinahe komisch zu entwickeln. Ich konnte mir tatsächlich ein kleines Lachen kaum verkneifen, was sich scnell zu einen hysterischen Gekichere entwickelte. Niemand brachte mich zum Schweigen, und als ich mich wieder beruhigt hatte, beugte ich meinen Körper weit nach vorne und lächelte hinter einen Vorhang von Haaren. »Es ist egal, wie es heute Nacht enden wird, oder? Egal, ob du mir nun meine Familiengeschichte offenbaren willst... es wird der sichere Tod sein. Habe ich Recht?« Ich schaute Nathan an, musste mich aber enorm behrrschen, keine Tränen zu verdrücken. Ich wollte nicht schwach sein. Nicht in diesem Moment. Es wäre nur ein weiterer Sieg für ihn. Nathan nickte. »Du hast Recht. Es wird dein Ende sein. Betrachte es als kleines Geschenk, was du mit ins Grab nehmen wirst.« Er zog einen Revolver hervor, die er aber sogleich wieder einsteckte. Ich nickte abermals und straffte meinen Körper. »Dann fange an.« Verlangte ich und der Wind strich mir durch das Haar.

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