Schon draussen hatte sich eine ziemlich lange Schlange von Menschen gebildet. Als wir näher herantraten, sahen einige davon ziemlich genervt aus. Manch einer beschwerte sich sogar, das es so langsam vorranginge. Doch schneller wurde es dadurch trotzdem nicht. Die Türsteher ließen sich extra viel Zeit und begutachteten jeden Gast genau.
»Hoffentlich kommen wir da auch rein.« flüsterte ich Nathan zu. Dieser nickte zuverlässig und lächelte mich nur wohlwissend an. Wie alle anderen reihten wir uns ein. Das warten machte mir wenig aus, und als wir endlich drannkamen, versuchte ich, so gut es ging, als normaler Partygast zu wirken. Ich hörte nicht direkt hin, als Nathan dem Muskelpaket etwas sagte,
doch nur wenige Augenblicke wurden wir durchgelassen. »Was für nette Kontakte du da hast.« grinste ich. Unser Weg führte zunächst durch ein spärlich beleuchteten Gang. Doch schon von draussen konnte man nur erahnen, was sich hinter der großen Tür verbarg. Draussen standen einige kleine Grüppchen herum. Einige von ihnen schienen sehr angetrunken zu sein.
»Hey Süße!« rief einer von der Seite. Ich schaute in seine Richtung und verzog sofort das Gesicht. Man konnte ihn getrost unter Perversling abheften. Und wie nicht anders zu erwarten, wollte er genau das: »Ich besorgs dir hundert Mal besser als dein Freund von einer Lusche!« F-Freund? Er meinte doch wohl hoffentlich nicht Nathan. Doch ich konnte mir schon ausmalen, was die Antwort wäre.
Nathan schüttelte mit den Kopf. »Ignorier solche Spinner.« Ich nickte, und wir setzten unseren Weg fort.
Beinahe wären wir umgerannt wurden, als sich plötzlich die Tür vor uns öffnete und eine Gruppe Jugendlicher lauthals herausströmten. Sich alberten herum und hatten Bierflaschen in der Hand. Wir ich beobachten konnte, dauerte ihre Reise nach draussen nicht sehr lange. Viele von ihnen schwankten verdächtig umher. Einige Minuten später kamen ein paar weitere Muskelpakte nach draussen. Geradwegs gingen sie auf
die Jugendlichen zu und beförderten sie nach draussen. Es drohte zu eskalieren, doch die Männer waren deutlich stärker. Als wir in die riesige Halle hineintraten, begrüßte uns dröhnende Musik, Licht und der Geruch von Schweiß. Warum zum Teufel hatte er diesen Ort ausgewählt? Glücklicherweise war die Tanzfläche nicht so voll, das man sich hindruchquetschen musste. Es standen immer wieder Tische mitten im Raum, an dennen
sich feiernde Menschen unterhielten und tranken. Ich suchte nach der Bar, wo der geheimnissvolle Chatpartner sein sollte. »Wir müssen zur Bar!« schrie ich Nathan ins Ohr. Er ergriff meinen Arm und zog mich mit. Als wir da ankamen, hatte das Personal alle Hände voll zu tun. Ich schaute mich nach einer roten Kappe um und entdeckte eine. Jetzt, wo wir etwas abseits der lauten Musik war, konnte ich normal reden. »Ich gehe erstmal allein hin.« rief ich.
Nathan schaute mich an, als wäre das blödsinnigste Idee überhaubt. »Kommt nicht in Fage!« rief er streng. »Doch.« protestierte ich. »Dann warte hier in der Nähe.« Er legte seine Stirn in Falten und sah zu der Rotkappe hinüber. »Wenn etwas sein sollte, dann schreie. Und ich bin sofort da.« Er schaute mich ernst an und ich nickte. In mir bildete sich ein Kloß im Hals. Meine Gefühle dürften jetzt nicht schon wieder die Oberhand gewinnen.
Ich drehte mich um, ohne etwas zu sagen und ging auf Rotkappe zu. Zufällig war neben ihm ein Platz frei. Ich setzte mich neben ihn und schaute ihn von der Seite an. »Bist du RedBaron07?« fragte ich. Die Person drehte sich zu mir herum und grinste. »Kleines Blütenmädchen... endlich treffe ich dich.« Er wollte meine Hand ergreifen, doch ich zog sie zurück. Er zuckte mit den Schultern und ignorierte den Korb. »Möchtest du etwas trinken?« fragte er und hielt sein Glas hoch.
Es war gefüllt mit einer bläulich-grünen Flüssigkeit und Früchten. Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, um was es sich dabei handelte. Der junge Mann, er konnte keineswegs älter als Nathan sein, schaute wohlwissend in sein Glas. Seine rote Kappe hatte er nicht abgenommen, was mir erschwerte, sein komplettes Gesicht zu sehen. Mein Getränk kam und ich nippte vorsichtig drann. Da ich kein Alkohol trank, floss es beinahe wie Feuer meiner Kehle hinunter. Doch ich ließ mir nichts anmerken.
»Ich hätte eine Frage.« fing ich an und wartete auf seine Reaktion. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich an. »Schieß los.« Ich schluckte. »Ich bin auf der Suche nach einer Person.« Er verzog leicht das Gesicht. »Bin ich dir etwa nicht genug?« Er rückte etwas näher, was mein Puls beschleunigen ließ. »Äh... Doch. Aber du musst mir helfen. Bitte!« Er nahm einen Schluck von seinen Drink. »Was bekomme ich dafür?« fragte er argwöhnisch. Verwirrt schaute ich ihn an. »W-Was willst du denn?« fragte ich leicht verunsichert.
»Das kommt ganz auf deine Frage an. Danach werde ich micht entscheiden.« Ich nickte. »Ok. Ich bin auf der Suche nach einen gewissen The Nightmare. Kennst du ihn?« Eine Weile schwieg er und trank seinen Drink aus, um gleich danach einen neuen zu bestellen. Erst als der Barkeeper einen Neuen hinstellte, sprach er endlich weiter. »Ja. Ich kenne ihn.« Mein Herz machte einen Sprung. Gebannt hing in an seinen Lippen. »A-Auch persöhnlich?« fragte ich. Er nickte. »Flüchtig. Um genauer zu sein. Irgend so ein reicher Snob, der glaubt, ihm gehöre die ganze Welt.«
Er begann zu kichern, was etwas unheimlich klang. Ich wartete, das noch etwas kam, doch das tat es nicht. Er drehte sich wieder zu mich um. »Und?« grinste er mich an. »Habe ich dir damit weitergeholfen?« Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Es stimmte schon, das er mir weitergeholfen hatte, das grenzte die Suche vielleicht auf ein paar tausend reiche Menschen ein, aber ich hatte mir dennoch etwas mehr erhofft. »Doch. Du hast mir damit etwas weitergeholfen.« gestand ich. »Gut.« Er leerte seinen Drink mit einen Zug und stellte ihn kraftvoll auf der Theke ab.
Ich zuckte etwas zusammen. Plötzlich beugte er sich ganz dicht vor mir, so das ich den Atem roch, der nach diesen Drink stank. Erneut ergriff er meine Hand, doch nun war ich nicht schnell genug, sie wegzuziehen. Sein Griff wurde fester. Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Suchend schaute ich mich nach Nathan um. Doch ich konnte ihn nirgends sehen! Panik kroch langsam wieder in mir hinauf und erinnerte mich schmerzlich an den Vorfall in der Höhle, erneut. Wie Nathan es gesagt hatte, wollte ich schreien, doch ich brachte keinen Ton hervor.
Vor Schreck konnte ich mich gar nicht bewegen, geschweige denn wehren. Wie gelähmt saß ich auf den Barhocker und wartete, was als Nächstes passieren würde. Mit einen festen Griff zog er mich an sich, legte einen Arm und meine Hüfte und zog mich weg von der Bar. Meine Beine wollten mir nicht so recht gehorchen und mir war übel zumute. Wenn ich es jetzt nicht schaffe, mich zu befreien... »Ich kann nicht mehr...« nuschelte ich irgendwo. Ich musste mich echt beherrschen, mich nicht zu übergeben. Doch Rotkappe ließ das kalt.
»Stell dich nicht so an.« rief er hinter einen kalten Lächeln hervor. »Heute Abend will ich auch meinen Spaß haben.« Meine Augen weiteten sich. Ein letztes Mal schaute ich mich nach Nathan um, ehe wir hinter einer Tür verschwanden.
Jeden Schritt, den wir weiter weg von der Disco gingen, wollte ich rückgängig machen. Wir befanden uns in einen Gang, der ebenfalls wie der Eingang, spärlich beleuchtet war. An den Wänden waren Graffitis angesprüht. Ich vesuchte mich auf die kanllbunten Farben zu konzentrieren, doch es nützte nicht viel. Eine Treppe tauchte auf, die ins Nichts zu führen schien. Noch immer konnte ich micht wehren oder loßreißen. Meine Nerven waren betäubt und meine Gedanken kreisten nur um das Eine.
Eine Tür wurde geöffnet und wir traten in einen dunklen Raum. Ich tappte sprichwörtlich im dunklen herum, ehe ich an etwas stoß. Es stellte sich als Bett heraus. »Leg dich hin!« befahl er und ich tat es. Ganz langsam ließ ich mich auf die Matratze nieder. Sie war nur mit einen Spannbettlacken bedeckt. Die Bezeichnung Bett war da wohl unpassend. Tränen stiegen mir in die Augen und ich begann zu schluchzen. »Wenn du mitmachst, wird es auch nicht wehtun.« raunte er mir ins Ohr. Ich begann zu zittern.
Mein Kopf war eine einzige Leere. Ich konnte das Rauschen meines eigenen Blutes hören. Und mein Herz sowie Puls wollte nicht aufhören zu schlagen. Vor meinen geistigen Auge tauchte plötzlich Liam auf. Glückliche Momente, was mein Herz zu zerreißen begann. Und auch, wie er mich mehr als einmal gerettet hatte. Doch jetzt... war niemand mehr da. Auch nicht Nathan, der versprochen hatte, mich zu beschützen, wenn etwas geschehen sollte. Rotkappe begann, meinen Körper auf die Seite zu drehen. Ich krallte meine Hände in das Bettlacken.
Er begann, von meinen Nacken aus, mich mit kleinen Küssen zu überheufen. Ich fand es ekelhaft und zuckte jedes Mal unter seiner Berührung zusammen. »W-Wirst du mich danach umbringen?« brachte ich halbwegs unter klappernden Zähnen hervor. Er hielt inne. Ohne jegliche Vorwarnung zeriss er mir das Oberteil, öffnete geschickt meinen BH, und fummelte an meinen Busen herum. Ich wollte ihn mit meinen Händen wegdrücken, doch es nützte nicht viel. Er begann, seine Hose auszuziehen und drückte seinen Körper mehr an meinen. Das schien ihn sichtlich zu erregen, denn er fing an zu stöhnen.
Die Übelkeit kam zurück und ich musste mich dieses Mal wirklich übergeben. Doch alles, was rauskam, war Galle, keine Kotze. Zumindest fühlte es sich nicht danach an. Ich kniff meine Augen zusammen und hoffte, ich würde sofort aus einen Alptraum aufwachen. Das einzige, was ich noch wahrnehmen konnte war, wie er sich ein Kondom überzog. Augenblicke später wurde die Tür eingebrochen, und ich spürte Holzsplitter an meinen Körper. »Was zum...!?« Rotkappe sprang auf, wurde aber wenig später gegen weiteres Möbilar geschleudert. Ich hörte ein Schnaufen.
»Ich bring dich um, Mistkerl!« Als ich Nathans Stimme hörte, war ich überglücklich, das er da war. Ich wollte vom Bett krabbeln, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Starr blieb ich liegen und musste so die Szene im Dunkeln aushalten. Rotkappe schien sich wieder aufzurappeln, indem er sich an der Gardine hochzog. Diese zeriss unter seinen Gewicht und ließ die Lichter der Stadt ins Zimmer strömen. Kein Vergleich zu normalen Lampenlicht, doch ich konnte im schwachen Schein das Gesicht von Nathan und ihm erkennen. Ich hörte eine Waffe klicken. Mit einer Hand packte Nathan den Mann am Hals, schleuderte ihn kraftvoll gegen die Wand und hielt
ihm die Waffe an die Schläfe. »Das ist der Preis, den zu dafür zahlen musst.« Ohne zu zögern drückte er ab. Ich sah nur noch die angsterfüllten Augen Rotkappen´s, ehe er zu Boden sank. Ein Knall gab es nicht, doch ich konnte erkennen, das die Wand blutverschmiert war. Wenn ich mich sogar nicht täuschte, sah ich Teile des Gehirns an der Wand kleben. Ich drehte mich sofort wieder um und musste würgen. Nathan setzte sich auf das Bett, vermied es aber, ihm mich zu nähern. Ich zuckte abermals zusammen, als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte. Sie war warm und strich mir sanft die Haare weg. Wie von Sinnen begann ich, zu schreien. Ich schrie und schrie in das Zimmer hinein.
Nathan jedoch unternahm keinen Versuch, mich zu stoppen. Er ließ gewähren. Als ich mich heißer geschriehen hatte, verwandelte sich meine Angst in Tränen und Schluchzen. Eine Decke wurde um mich gelegt, ehe ich wegnickte. Ich versank in die Tiefe meiner schwarzen Träume.
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