Mittwoch, 22. August 2012

Kapitel 40

Benommen wachte ich in einen Zimmer auf, was sich als mein eigenes Wohnzimmer herausstellte. Mein Kopf fühlte sich unendlich schwer an, doch gleichzeitig auch leer. Es fiel mir nicht leicht, meine Augen offen zu halten. »Kann mir einer verraten, was passiert ist?« murmelte ich und schaute mich um. Zumindest versuchte ich das. Schnell merkte ich, das ich zu mir selbst sprach, als das jemand meine Frage hätte beantworten können. Scheinbar hatte ich einen Blackout, was vielleicht auch besser war. Langsam stützte ich mich auf der Couch auf und schaute nach draussen aus dem Fenster. Es war bereits hell, und die Sonne schien sogar etwas hinein. Ich ließ mich zurück auf die Kissen sinken und schloß meine Augen. Das einzige, an was ich mich noch erinnerte waren die laute Musik der Disco und die ganzen Leute. Ich stand schließlich auf, ging in die Küche und kochte mir aus lauter Gewohnheit wieder einen Tee. Als mein Blick auf mein Handy fiel, schaute ich nach, ob ich irgendwelche Nachrichten oder verpasste Anrufe hatte. Nichts dergleichen. Doch ich entdeckte stattdessen einen kleinen Zettel, der an das Handygehäuse angebracht wurden war:

Mache dir um den Toten keine Sorge. Dies ist meine Angelegenheit. Die Polizei habe ich nicht eingeschaltet. Nathan

Verwirrt betrachtete ich die Notiz, mit der ich überhaubt nichts anfangen konnte. Toter? Polizei? War ich letzte Nacht etwa in einen Mordfall verwickelt? Ich fasste mir am Kopf, der immer noch nicht aufhören wollte, zu pochen. Als mein Handy anfing zu klingeln, zuckte ich fürchterlich zusammen. Cheryls Namen stand auf dem Display und ich nahm ab. »Ja?« »Laurie; Schätzchen!« plapperte sie fröhlich ins Telefon. Ihre Stimme klang dennoch besorgt. »Du warst heute nicht auf der Arbeit. Ist etwas passiert?« Das fragte ich mich allerdings auch. Einen kurzen Moment herrschte Stille. Ich überlegte fieberhaft, was ich antworten könnte. »Ich habe plötzlich eine kleine Erkältung bekommen.« Damit es überzeugender klang, hustete ich etwas. »Aber mir geht es schon viel besser. Mach dir keine Sorgen.« Cheryl stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Na, da bin ich ja beruhigt. Was hälst du davon, wen wir uns in einen kleinen Café treffen?« Ich runzelte etwas die Stirn. »Hast du denn heute frei? Oder etwa schon Schluß?« Cheryl begann am anderen Ende zu lachen. »Ich habe da noch die eine oder andere Überstunde. Treffen wir uns in einer Stunde an unseren Lieblingscafé?« Die Sache mit den Überstunden konnte ich ihr nicht ganz abnehmen. Dennoch stimmte ich zu.

Eine Stunde später stand ich ungeduldig vor einen kleinen Café, mitten in der Innenstadt. Mit einen etwas mulmigen Gefühl schaute ich mich nach allen Seiten um. Permament hatte ich das Gefühl, verfolgt oder beobachtet zu werden. Dann fragte ich mich auch die ganze Zeit, was letzte Nacht geschehen war. Die Notitz von Nathan ging mir dabei nicht aus dem Kopf. Ob ich ihn anrufen sollte, um nachzufragen? Mein Herz krampfte sich zusammen und erneut durchzuckte mich das schlechte Gewissen. Erst als Cheryl um die Ecke bog, konnte ich wieder freier atmen. Wir begrüßten uns mit einer herzlichen Umarmung und gingen dann hinein. Wir suchten uns eine ruhige Ecke und bestellten unsere Getränke. »Du hast doch nicht im Ernst so viele Überstunden, oder?« fragte ich sie skeptisch udn beugte mich weit vor. Doch Cheryl wedelte nur mit der Hand. »Ach Laurie. Glaubst du mir etwa nicht?« Ich schüttelte mit den Kopf. »Nein.« Cheryl seufzte leicht. Ein gutes Zeichen, das sie doch geflunkert hatte. »Ok,ok. Ich habe nur ne Stunde früher Schluß gemacht. Aber nur, um dir etwas sehr wichtiges zu erzählen!« verteidigte sie sich sofort. Bei der wichtigen Sache konnte es sich nur um ein Beziehungsproblem handeln. »Ich habe jemanden kennengelernt. Gestern Abend, ausgrechnet in meiner Lieblingsbar!« Cheryl strahlte über das ganze Gesicht, doch ich konnte nur die Augen verdrehen. »Glückwunsch.« sagte ich halbherzig und lächelte etwas. Jetzt würde sie bestimmt den ganzen Abend in der Log-Version erzählen. Ehrlich gesagt hatte ich von irgendwelchen neuen Bekanntschaften bezüglich Männer die Nase voll. Den Einzigen, dne ich um mir haben wollte, war Liam. Grad mal die Hälfte der zwei Wochen war angebrochen. Ich musste also noch irgendwie weiter aushalten. »Du hörst mir doch gar nicht zu.« beklagte sich Cheryl und schaute mich anklagend an. Ich war froh, das in diesem Moment unsere Getränke kamen. Hastig nahm ich sie entgegen und nahm einen großen Schlucks meines Lieblingstees. Ich suchte nach einer passenden Ausrede. »Dann sage mir doch, wie er aussieht.« Sie runzelte die Stirn. »Aber das habe ich dir doch grad vor fünf Minuten beschrieben. Da sieht man mal wieder, wie du zuhörst.« Sie nippte an ihren Latte Macciato und schaute mich von der Seite an. »Ist etwa etwas passiert, das du so abwesend wirkst?« Wenn man es mal ausser Acht lässt, das ich Liam schrecklich vermisse, nein, geht es mir ausgezeichnet. Ich schüttelte stattdessen den Kopf. »Is nur die Arbeit. Der Papierkram macht mich noch wahnsinnig.« Cheryl nickte mitfühlend. »Da gebe ich dir vollkommen recht. Die Arbeit wird viel zu unrecht verteilt.« Wir beide seufzten einmal tief und tranken dann weiter. Wenige Minuten später klingelte Cheryls Handy. Als sie abnahm, strahlte sie erneut wie ein Honigkuchenpferd. Das konnte nur eines bedeuten: Ihr neuer Freund war am anderen Ende. Das Gespräch dauerte nicht lange, doch ich konnte heraushören, das sie sich treffen wollten. Nachdem Gespräch sah sie mich schuldbewusst an. »Sorry Darling. Du weiß bestimmt, wer grad drann war. Und er hat mich grade gefragt, ob wir uns nich treffen wollen.« Ich hob die Hände. »Kein Problem.« Es kündigten sich eh Kopfschmerzen an. »Ich will nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Vergnügt euch mal schön. Vergesse aber nicht, morgen zur Arbeit zu erscheinen.« Ich zwinkerte ihr zu, doch Cheryl schaute mich nur empört an. »Wo denkst du nur hin?« Ich klopfte ihr lachend auf die Schulter. »Keine Sorge. Wenn was sein sollte, ruf mich einfach an.«

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