Beinahe stieß ich meine Teetasse um. Ihr Verlobter wandelte auf den Friedhof umher? Also hatte ich es nun wohl mit einen zweiten Geist zu tun. Wunderbar... Ich seufzte etwas. »Hast du etwas bestimmtes erwartet?« fragte Vivian nach und ihr Blick entspannte sich etwas.
Langsam schüttelte ich den Kopf. »Nein.« antworte ich und überlegte, ob Liam etwas darüber wusste. Eilig stand ich auf und erntete verwunderte Blicke der Beiden. »Wo willst du hin?« fragte Aaron. »Zu Liam. Ich wollte ihn heute noch besuchen, wenn es euch nichts ausmacht. Ich wünsche euch noch viel Spaß.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand ich aus dem Café Richtung Ausgang. Bis zum Krankenhaus war es zum Glück nicht weit und kam zehn Minuten später an.
In meiner Tasche hielt ich den Glücksbringer fest umschlossen, und fragte, auf welcher Station Liam war. »Zweiter Stock, Zimmer Sechsunddreißig.« antwortete die Frau an der Rezeption.
Ich fuhr mit dem Fahrstuhl und stand Augenblicke später vor seinen Zimmer. Ich klopfte an und trat hinein. »Hi.« rief ih etwas schüchtern und ging näher an sein Bett heran.
Liam war wach und schaute mich mit ausdrucksloser Miene an. »Geht es dir gut?« fragte ich vorsichtig und zog einen Stuhl heran. »Es geht schon.« antwortete er schließlich. »Der Arm juckt mir nur unter dem Gips.«
Ein kleines Grinsen breitete sich auf seinen Mundwinkeln aus. »Wie lange bleibst du noch hier drinn?« »Ich glaube, eine halbe Woche noch.« Liam ergriff meine Hand und schaute mir tief in die Augen. Ich errötete sofort und schaute zur Seite.
»I-Ich hätte da noch was für dich.« Ich zog meine Hand zurück und kramte damit in meiner Manteltasche rum. Zum Vorschein kam das kleine Organzabeutelchen, das ich in seine Hand fallen ließ. »Was ist das?« wollte Liam wissen und ließ es vor seinen Gesicht hin und herbaumeln.
»Nur ein Glücksbringer, sozusagen. Nichts besonderes. Habe ich heute beim shoppen mit Aaron und Vivian entdeckt.« erwiederte ich schnell. Liam schaute mich argwöhnisch an und legte das Beutelchen beiseite, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben. Die Stimmung veränderte sich.
»Stellt das ein Problem da?« fragte ich leicht gereizt. Liam beugte sich zu mir hervor, so, das sich unsere Gesichter fast berührten. Mir stockte der Atem. »War es dir etwa nicht genug, das dich dieses Arschloch von Aaron beinahe vergewaltigt hatte?« Ich wich zurück und fiel dabei beinahe vom Stuhl.
»Es ist doch nichts passiert!« rief ich verärgert. »Und damit meine ich den Tag im Einkaufszentrum!« Liam hob eine Augenbraue. »Dann gehe doch zu ihm zurück! Und lass dich weiter von ihm angraben. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal!« Auch seine Stimme wurde jetzt lauter. Entsetzt schaute ich ihn an und stand auf.
Ohne mich umzudrehen oder Tschüss zu sagen, rannte ich aus dem Zimmer. Auf den Gang kamen mir fast die Tränen. Wie konnte er nur soetwas zu mir sagen!?
Den ganzen Weg bis Tantchens Haus behrrschte ich mich, nicht auf offner Straße zu heulen. Liams Worte verltzten mich immer noch. Das war wieder einer dieser Momente, wo mein Vertrauen, gegenüber ihm, erschüttert wurde.
Was hatten dann all die Annäherungsversuche zu bedeuten? Alles nur ein Spiel, um mich in die Falle zu locken? Aber was war dann mit dme Autounfall? Hatte er ihn selbst verursacht? Ich zermatterte mir das Gehirn, kam aber am Ende zu keinem
logischen Ergebniss. Am Ende war ich wieder so verunsichert, das ich am liebsten die restlichen Wochen in meinen Zimmer verbracht hätte. Doch ich wollte Cathrin nicht im Stich lassen, rein hypotetisch. Zwar war sie schon tot, doch der Mord war länsgt noch nicht aufgeklärt.
Erschöpft ließ ich mich auf meinen Bett fallen, als ich wortlos nach oben ging. Erst dann ließ ich meinen Tränen freien Lauf, bis ich nicht mehr konnte. Zum ersten Mal fühlte ich mich vollkommen hiflos und überfordert.
Die nächsten Tage herrschte erneut Funkstille zwischen allen. Ich begann, mich in Tantchens Haushalt nützloch zu machen. Es tat gut und lenkte mich etwas von meinen ganzen Problemen ab.
Natürlich freute sich Tantchen über meine Hilfsberitschaft sehr. Und es gab allerlei zu tun. »Wenn du magst, kannst du im Wohnzimmer die Schränke abstauben. Oder möchtest du lieber das Bad machen? Ich weiß, das ihr jungen Mädchen wohl nicht davon
begeistert seid, die Toilette zu putzen.« Ich schüttelte den Kopf. Tatsächlich hatte ich kein Problem damit, auch das stille Örtchen zu reinigen; gehörte schließlich irgendwo dazu. »Kein Problem.« erwiederte ich. »Ich kümmere mich gerne um das Bad. Du kannst ruhig in der Küche weitermachen.«
Ich schnappte mir alle Putzutensilien und warf mich förmlich in die Arbeit. Mit aller Macht konzentrierte ich mich auf das Putzen, so das gar nicht die mahnende Stimme im Hinterkopf etwas erwiedern konnte.
Die Tage später klingelte es dann an der Tür.
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