Leicht bekümmert stand ich am Eingang des Gebäudes der Psychiatrie und schaute geradeaus. Die Sonne war fast untergegangen und es würde bald die Dunkelheit hereinbrechen.
Die Kälte war nach wie vor ein Problem und ich überlegte, wie ich jetzt am besten nach Hause kam. Ein Taxi rufen? War zu teuer. Mit den Bis zurückfahren? Der Weg war zu weit und ich wusste nicht, ob noch
einer um diese Uhrzeit abfuhr... Ich seufzte etwas. Ich konnte wohl die Nacht schlecht hier verbringen. Schließlich war das hier kein Hotel. Aber ich war nicht davon begeistert, im Halbdunkeln nach vorne zur Bushaltestelle zu laufen.
Was, wenn jemand aus der Dunkelheit mich angreift? Und das war hier draussen sogar berechtigt. Ich schaute mich nochmal um. Aus meinen Blickwinkel konnte ich zwei Scheinwerfer erkennen, der auf mich zukam. Wer hatte jetzt noch vor, hierherzukommen?
Das Licht blendete und ich hielt meine Hand schützend vor meinen Augen. Mir wurde mulmig zumute, als das Auto neben mir anhielt. Konnte das wahr sein, das mich jetzt jemand entführte? Die Scheibe wurde heruntergekurbelt und ich rechnete fest damit, eine Pistole gleich zu sehen.
Doch stattdessen sah ich in das leicht verwunderte Gesicht von Liam.
»Was machst du denn hier?« rief ich ebenso verwirrt. »Das Gleiche könnte ich dich fragen. War das einer deiner Spontanaktionen?« Ich zuckte mit den Schultern. »Kann man so sagen.«
Er schüttelte taddelnd den Kopf. »Steig ein. Du willst doch heim, habe ich Recht? oder willst du lieber hier draussen umherirren?« Ich schüttelte den Kopf und öffnete die Beifahrertür.
»D-Danke.« erwiederte ich. Ich kurbelte das Fenster wieder hoch. Liam drehte sich auf der Straße und wir fuhren Richtung Sognefjord. »Woher wusstest du, das ich hier war?« fragte ich neugierig.
»Und wo warst du eigentlich die ganze Zeit?« Schlagartig wurde mir klar, das ich vielleicht gerade mit einen möglichen Mörder mitfuhr! Leichte Panik stieg in mir auf und ich klammerte mich an den Griff der Tür.
»Vorrübergend abwesend. Um deine zweite Frage zu beantworten.« antwortete er ruhig. »Ich war bei der Tante, die meinte, du seist Hals über Kopf aus dem Haus gestürzt. Ich hatte vermutet, das du hier wärst. Und, hast du was herausgefunden?«
Ein wohlwissendes Lächeln senkte sich auf sein Gesicht. Ich sagte nichts, was ihn kurz auflachen ließ. »Nicht viel also.« überlegte er laut. »Deinen Gesichtausruck nach zu urteilen, bist du wohl herausgeflogen.« »Woher...?« setzte ich an.
»Die Besucherzeit ist schon längst rum. Einige vom Personal können ziemlich ungemütlich werden.« Wie Recht er hatte! »Die Polizei sucht dich! Weißt du das?« stieß ich hervor. Liam nickte. »Ja.« »Ja!? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
»Nein.« »Wo hast du dich dann die ganze Zeit versteckt?« wollte ich wissen. Er schwieg. »Hast du meine Frage verstanden...?« harkte ich nach. »Ja, das habe ich.« rief er leicht gereizt.
»Natürlich wusste ich, das die Polizei einen kleinen Abstecher zu mir machen wollte. Wie vor zwei Jahren... Das gleiche Spiel wiederholt sich nochmal. Darauf habe ich keine Lust mehr. Stänig diese Verdächtigungen. Diese Idioten isnd dch unfähig, den wahren Mörder zu finden.« rief er ärgerlich.
Wir hielten an und er zog eine Zigarette aus seiner Jackentasche. Er machte die Tür auf und kühle Luft zog herein. Sichtlich beruhigt, was garantiert am Nikotin lag, fügte er hinzu: »Es war Mord.« Gedankenverloren schaute er in die Ferne, dessen Licht die Dunkelheit erhellte.
»Alles wurde ihr genommen...« Er schnippte die halbglühende Zigarette auf die Straße, drückte sie aus und machte die Tür zu.
Ich wusste nicht mehr so recht, was ich sagen sollte. Heute waren wohl alle gereizt. Erst Valerie, jetzt Liam. Ich kam nun an einen Punkt, wo ich nicht mehr weiterwusste. Klar, jetzt war ich auch der Überzeugung, es war Mord.
Aber wie sollte ich den wahren Mörder überführen? Wo sollte ich nur anfangen, nach Beweisen zu suchen? Die Bibliothek verwarf ich. Ich glaubte, da käme ich wieder nicht weit.
Ich war auch in Gedanken versunken und beachtete kaum den Gegenverkehr.
Aus der Ferne hörte ich ein quietschen, ehe ich wahrnahm, das uns ein Auto mit voller Wucht getroffen hatte. Meine Welt drehte sich und mir wurde schwarz vor Augen.
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