Freitag, 5. April 2013

Kapitel 71

Liam gähnte ausgiebig, um Müdigkeit vorzutäuschen. »Ruhen Sie sich noch etwas aus. Möchten Sie später vielleicht etwas essen? Dann bringe ich Ihnen etwas ins Zimmer.« Liam nickte schlaftrunken und schloss die Augen. Er hörte, wie Verdiana leise aufstand und den Raum verließ. Einen Moment blieb er noch unbewegt liegen, ehe er aufstand und zur Tür lief. Überraschenderweise war diese nicht abgeschlossen. Vorsichtig drückte er die Türklinke herunter und spähte nach draussen. Niemand war zu sehen. Es herrschte eine Totenstille. Das Einzige, was Liam vernehmen konnte, war sein eigener Atem. Er trat einen Schritt nach draussen, und noch einen. Hinter jeder Ecke vermutete er einen dieser Muskelpakete. Nach was wollte er eigentlich suchen? Schließlich war er immer noch Gefangener dieses Hauses. rein theoretsich könnte er fliehen, doch wie lange wäre er in Freiheit? Weiter schlich er umher und ließ die Umgebung auf sich wirken. An hochwertigen Möbeln und Accessoires wurde wirklich nicht gespart. Viele der Räume hatten eine hohe Decke. Und schon bald wusste er nicht mehr, wo er eigentlich war. Alle Räume sahen wie aus einen Katalog aus und wurden scheinbar nur selten genutzt. Auf einer Kommode entdeckte Liam endlich einen kleinen Anhaltspunkt in Form eines Fotos. Es war in einen einfachen Bilderrahmen gefasst und zeigte eine junge Frau sowie Herren. Liam trat näher. Wohlmöglich handelte es sich um Laurie. Sie lächelte zufrieden in die Kamera, der Mann neben ihr schaute allerdings ernst in die Kamera. Das Foto wurde draussen aufgenommen, wenn man die bunten Blumenbeete im Hintergrund betrachtete. Völlig in Gedanken versunken, merkte Liam nicht, wie sich eine Hand um seine Schulter legte. Er zuckte heftig zusammen und drehte sich blitzschnell um. Dabei ließ er beinahe das Foto fallen. Überrascht sah er in die Augen von Noah, doch das war nicht das Einzige Augenpaar. Hinter ihm standen noch zwei weitere Personen, die ziemlich finster dreinblickten. »Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dich hier draussen aufzuhalten?« fragte Noah und verzog keine Miene. Liam ließ sich davon nicht einschüchtern. Gehirnwäsche hin oder her. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. »Mich umschauen.« antwortete Liam so ruhig wie möglich. Doch das schien Noah ganz und gar nicht zu passen. »Entweder gehst du augenblicklich freiwillig zurück oder wir werden dir nachhelfen.« Noah umschloss seinen Arm mit einen eisernen Griff. Liam kam seinen Befehl nicht nach. Stattdessen griff er nach Noahs Kragen und schleuderte ihn zur Seite.

Kaum lag Noah auf den Boden, griffen die anderen beiden Männer ein. Einer von ihnen hatte lange, eisblaue Haare, während der andere kurze braune trug. Binnen weniger Sekunden hatte sich eine handfeste Schlägerei gebildet. Alle drei waren stark, und Liam merkte, das seine Kräfte schnell schwindeten. Erst eine weibliche Stimme ließ alle für einen Augenbklich innehalten: »Was soll das Ganze?« Sie blickten in das verstörte, aber dennoch wütende Gesicht von Laurie. »Was soll das Ganze!?« wiederholte sie nochmal und ging auf sie zu, ohne jeglichen Berührungsängste. »Hier wird sich nicht geprügelt. Und es ist außerdem ungerecht, das gleich drei Personen auf eine Einzige einschlagen.« Die beiden Männer schauten zur Seite, während Noah am liebsten immer noch auf Liam losgegangen wäre. Doch Laurie stellte sich zwischen den Beiden und kniete sich wenig später neben Liam. »Alles in Ordnung?« fragte sie besorgt und half ihm hoch. Eine blutende Nase, eine geplatzte Lippe und wohl jede Menge blaue Flecken hat Liam davongetragen, doch er ließ sich nichts anmerken. »Zion möchte euch sprechen.« wies sie die Drei an, und nun kam auch endlich Noah auf die Beine. Ohne weiteren Worte verschwanden sie aus dem Zimmer. Laurie sammelte hastig mehrere zerbrochene Gegenstände auf, während Liam sie dabei beobachtete. Danach zog sie ein Stofftaschentuch hervor und gab es Liam. »Geh in dein Zimmer zurück. Ich gehe nur schnell den Verbandskasten holen.« Liam nickte nur und ging mit langsamen Schritten Richtung Zimmer. Er hoffte, das er sich keine ernsthafteren Verletzungen zugezogen hatte. Schwerfällig ließ er sich auf das Bett nieder und schaute aus dem Fenster. Draussen schien die Sonne und die Welt da draussen schien vollkommen friedlich. Laurie kam mit einen kleinen Koffer zurück, zusammen mit einer Schüssel, die mit Wasser gefüllt war. Sollte Laurie noch sauer sein wegen den Vorfall, so ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen fing sie an, die Wunden mit Alkohol zu desinfizieren und zu verbinden. »Du solltest lieber nicht allein durch das Haus wandern.« rief sie und betupfte gerade eine Schnittwunde an seinen Arm. »Der rothaarige Junge... wie lange ist er schon hier?« Laurie blickte auf. »Du meinst Derris?« Liam nickte. »Da bin ich mir gar nicht so sicher. Zion hat ihn mir eines Tages vorgestellt.« Liam fragte nicht weiter nach. Ohnehin war er glücklich, in Lauries Nähe sein zu können. Als sie fertig war, schloss sie den Koffer wieder zu und ging zum Fenster hinüber. Die Schüssel stellte sie auf das Fensterbrett ab und öffnete eine Seite. Danach schüttete sie das Wasser in den Garten. In der Zwischenzeit trat Liam an ihre Seite und berührte ihre Schultern. Laurie zuckte heftig zusammen, konnte allerdings nirgends fliehen. Ihr Atem ging schneller. »Kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern?« fragte er leise und schaute nach draussen. Der Wind rauschte in den Blättern. Verwirrt und ängstlich zugleich schaute sie Liam an. »Nein. Nein ich kann mich nicht erinnern. Was willst du mir damit nur sagen?«

1 Kommentar:

  1. Schadeeeee das ist epi so kurz ist T_T Freu mich schon auf die Nächste :D

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