Mittwoch, 3. Oktober 2012

Kapitel 59

Zeit kann verfliegen, Zeit kann stehen bleiben...
Liam kam zunächt in eine kleine graue Zelle, die sich im gleichen Gebäude befand, wie einer der Verhörräume. Seine Wertgegenstände wie Handy, Feuerzeug... hatte man ihn abgenommen. Eigentlich so gut wie alles. Selbst seinen Gürtel. Glaubte man allen Ernstes, er sei selbstmordgefährdet? Als die Tür hinter ihm zuviel setzte er sich aufs Bett und starrte eine Zeit lang den Boden an. Er ließ sich auf den Rücken fallen und starrte weiter die Decke an. Noch immer schossen Liam zahlreiche Gedanken durch den Kopf. Laurie tauchte vor seinen inneren Auge auf. Er wollte nach ihr greifen, fasste aber nur ins Leere. Mutlos ließ er seine Hand sinken und sah seine Handinnenfläche an. Sein Blick wanderte zum vergitterten Fenster und er stand auf. Draussen funkelten die Sterne, vermischten sich mit den Lichtern der Stadt und der Verkehrsgeräusche. Wie von Sinnen begann Liam, auf das Gitter einzuhämmern. Es machte ihn nichts aus. Schmerzen spürte er keine. Auch draussen wurde aus anderen Zellen heraus gebrüllt und demoliert.

Der Transporter fuhr an einen warmen, sonnigen Tag vor. Innen war es stickig und es roch nach Schweiß und anderen Ausdünstungen. Anfangs mag es abartig sein, aber man gewöhnt sich daran. Wie an so vieles. Liam beobachtete die kleinen Staubpartikel, die in der Sonne tanzten. Man hat ihn gesagt, er würde in den Jugendknast überführt. Der Gedanke, sich mit Halbstarken herumzuärgern behagte ich nicht sehr. Vor seinen geistigen Auge spielten sich diverse Revierkämpfe ab... Unsanft wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als der Wagen mit einer Vollbremsung zum stehen kam. Liam landete an die Vorderlehne und wäre beinahe mit dem Gesicht in den Nacken seindes Vordermannes gekracht. Das hätte wohl die nächste Schlägerei gegeben. Und das, owbohl sie noch nicht einmal drinn waren! Vom Fenster aus, das nicht sehr groß war, erkannte man kilometerlangen Stacheldrahtzaun sowie graue Gebäudeklumpen. Erneut überkam Liam ein ungutes Gefühl. Niemand hatte ihn gesagt, wie lange er genau hier einsitzen würde... ein paar Wochen oder Monate? Gar Jahre...? Alle wurden herausgetrieben und blieben in einer Reihe stehen. Liam schaute an sich herunter. Man hatte ihn in einen orangenen Overall gesteckt. Seine Hände waren in Handschellen gelegt. Im Gleichschritt gingen alle einen der großen Gebäude entgegen. Auf den Weg dahin waren andere Insaßen draussen. Manche pfiffen, andere brüllten etwas über den ganzen Platz.

Die Gänge erschienen Liam in einen seltsamen Gelbton. Er musste blinzeln und aufpassen, das er nicht stolperte. Denn hinter ihm liefen noch andere. Jeder Einzelne von ihnen wurde nochmals kontrolliert. Doch schnell merkte Liam, das es kein einfaches abtasten war. Im Gegenteil. In einen kleinen Trennbereich musste sich jeder entkleiden. Manch einer wehrte sich dagegen, doch musste schnell dafür die Konsequenzen tragen, das sich gleich drei Beamte auf ihn stürzten. Es dauerte nicht lange und danach ging es erneut über den riesigen Hof zu einen anderen Gebäude. Es sah nicht anders aus als in dem sie gerade eben drinn waren. Hier sah einfach alles gleich aus. Hoffentlich verliere ich nicht meinen letzten Rest Verstand... hoffte Liam und ging den Anderen hinterher. Sie gelangten Minuten später in eine große Caféteria. Sofort erkannte man kleine Grüppchen, andere saßen an den Tischen und nahmen ihr Essen zu sich. Nicht jeder trug hier einen orangen Anzug. Vielleicht war es mit Absicht, die Neuankömmlinge sofort identifizieren zu können... Man wies sie an, sich an die Schlange der Essensuasgabe anzustellen. Liam versuchte so gut es ging, zu niemanden Augenkontakt herzustellen, geschweige denn irgendeine Art von Konservation zu führen. »Hey Großer!« rief einer der Jungs hinter der Theke und grinste seine anderen Kumpels an, während er das Essen auf das Tablett von Liam schauffelte. Doch dieser antwortete nicht, stattdessen schaute er stur zur Seite. »Hat es dir etwa die Sprache verschlagen? Hey, nur nicht zur schüchtern. Hier sind wir alle lieb zu dir.« Es folgte Gekichere. »Wir sehen uns noch später, Süßer.« winkte einer hinterher. Ausser Sichtweite riskierte Liam einen kurzen Blick auf sein Essen. Wohl war, er hatte kein Fünf-Sterne-Essen erwartet, doch das hier übertraf seine Vorstellungen. Das Essen aus seinen Kühlschrank kam ihn plötzlich viel verlockender vor, als jemals zuvor. Mit einen kleinen Seufzer setzte er sich an seinen kleinen Tisch und starrte noch einen Moment länger sein Essen an. Was aus irgendeiner bräunlichen Pampe bestand. Liam wollte gerade einen Löffel probieren, als ein großer Schatten über ihn auftauchte. Er schaute kurz auf und erblickte das mürrische Gesicht eines großen, fleischigen Kerles. Gefolgt von mindestens drei anderen Kumpanen, sofern er es erkennen konnte. »Gibt es ein Problem?« versuchte Liam erst im höflichen Ton und ließ seine Stimme so ruhig wie möglich klingen. Nein, er hatte keine Angst vor ihm. Im Gegenteil... der Junge konnte nicht älter als sechszehn oder siebzehn sein, machte dies aber durch seine enorme Körpermasse schnell wett. Er wollte sich einfach nur keinen unnötigen Ärger einhandeln. Denn mit etwas Übung würde er auch mit ihm schnell fertig werden. Wozu war das langjährige Training beim Militär sonst gut? »Du wirst gleich ein Prolem haben, wenn du deinen Arsch nicht hier fortbewegst!« knurrte er und kam ihn gefährlich nahe. Er roch nach Schweiß, was Liam noch den letzten Apettit verdorb. »Und wenn ich es nicht tue?« Ein winziges Lächeln zuckte auf seinen Lippen, was seinen Gegenüber nur noch wütender machte. Auch seine Handlanger ließen die Fingerknöchel knacken. »Für einen kleinen Neuankämmling hast du eine ziemlich große Klappe. Scheinbar kennst du hier die Regeln noch nicht.« Er packte Liam an Kragen und dieser ließ seinen Löffel sinken. Er schloß seine Augen und atmete tief aus. Ok, da die sanfte Methode hier scheinbar nicht zog; was sonst?, müsste er wohl andere Seiten aufziehen. »Wenn du mich in den nächsten Sekunden nicht loslässt, wirst du gleich ein Problem haben.« Doch auch der Fleischklops ließ sich nicht beeindrucken. »Du wirst derjenige sein, der gleich ein Problem hat.« Ohne zu zögern flog seine andere Faust in Liams Magengegend, was ihn für einen Moment die Luft wegnahm. Doch schnell hatte er sich gefangen und er riss sich von den Griff los. Im nächsten Moment flog auch seine Faust, aber nicht in die Magengegend sondern direkt ins Gesicht. Er stürzte sich auf ihm, während seine Kumpanen anfingen, auf ihn einzuschlagen. Liam spürte Schläge und Tritte auf seinen Rücken, Becken... einfach überall. Doch schnell eilten Gefängniswerter herbei und beendeten die Schlägerei, ehe sie richtig losging. Liam landete keinen einzigen Treffer, während er von einen Mann aus der Halle gezogen wurde. »Leisten Sie keinen Widerstand!« zischte der Beamte ihm zu und Liam gehorchte. Ihn schmerzte nur etwas der Körper und schon bald konnte er die ersten blauen Flecken zählen. Sie kamen an eine kleine Zwei-Mann-Zelle an, wo auch schon ein Zellengenosse einsaß.

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