Dienstag, 4. September 2012

Kapitel 54

Die Geschichte ging überraschenderweise weiter. Und mit der Zeit entwickelte sich tatsächlich etwas. Nie hätte Liam erwartet, noch einmal Gefühle für eine Frau entgegen zu bringen. Lag es es Faith´s Aussehen? War es so sehr von ihr geblendet, das er sich ernsthaft einbildete, Laurie stand vor ihm? Gegenüber Gefühle kann man nicht ankämpfen. Tief in seinen Inneren hatte er Laurie nicht vergessen, doch befand er sich in einen Zwiespalt gegenüber seien Gefühlen zu Faith. Die Nacht, in der Faith in Liams Wohnung verbrachte, veränderte nicht viel. Liam ging nach wie täglich ins Blue Ocean und ließ sich von ihrer Schönheit verzaubern. Manchmal gingen sie nach Feierabend aus, in eines der Restaurants, was auch spätabends geöffnet hatte. Faith hatte oft Spät- oder Nachtschichten, wesshalb sie tagsüber schlief. Wo genau sie aber wohnte, verriet sie ihm allerdings nie. Manchmal hatte er aber auch den Versuch unternommen, ihr unauffällig zu folgen. Sie verschwand ein paar Straßen weiter in ein großes Betongebäude. Unscheinbar und gleich... Ihre Beziehung festigte sich in den nächsten Wochen. Doch mehr als Händchen halten und küssen war nicht drinn. Zu sehr hielten Liams Gefühle ihn davon ab, sich ganz fallen zu lassen. Irgendwann kam Liam auf die Idee, Faith könnte doch beim einziehen. »Ich fühle mich einsam.« meinte er und drückte an dem Tag ihre Hand fest. Faith wirkte überrascht, gleichzeitg aber auch überglücklich. Ein paar Tage später half ihr Liam beim Umzug. Er staunte nicht schlecht darüber, als sie nur ein paar kleinere Kisten am Hauseingang aufgestapelt hatte. »Ist das wirklich alles?« fragte er verdutzt und deutete auf die Kisten. Faith nickte. »Ja. Aber größtenteils sind da nur Kleider drinn. Keine Sorge. So schwer wird das nicht.« Schweigsam verstauten sie die Kisten in den kleinen, extra dafür angemieteten Transporter und fuhren zum Appartment. Die ganze Fahrt herrschte weiterhin Schweigen, während das Radio leise im Hintergrund lief. Faith hatte das Fenster heruntergekurbelt und warme Sommerluft strömte hinein. Auch der enorme Verkerhslärm von New York war zu vernehmen. Als sie ankamen, schauten einige neugierige Nachbarn aus ihren Fenstern. Liam schenkte ihnen keine Beachtung. Er wusste genau, das sich manche Klatschtanten das Maul darüber zerissen hatten, was Laurie und ihm wiederfahren war. Sogar ein Artikel in der Zeitung war darüber erschienen. Liam fühlte sich dadurch in seiner Privatspähre verletzt und es kam ihn so vor, als hätte er vor der gesamten Nachbarschaft sein Innerstes offen gelegt zu haben. Nun erhaschte er nur noch ein paar neugierige Blicke, doch wusste er mit guten Gewissen, das schon neue Gerüchte gestreut wurden. Auch Faith entging das nicht. »Haben eure Wände Ohren?« fragte sie halb scherzend und trug zwei Kisten auf einmal. »Das ist nur übliches Gerede.« antwortet er und trug den Rest der Kisten auf seinen Armen. »Ignorier es einfach.«

Oben in der Wohnung angekommen, ließ Liam Faith genügend Zeit, ihre Sachen auszupacken. Liams Wohnung hatte neben der Küche, dem Wohnzimmer, Bad und Schlafzimmer noch einen kleineren Raum, der nun als vorrübergehende Kleiderkammer diente. Lauries Sachen hangen noch immer im gemeinsamen Wandschrank, fein säuberlich in Tüten eingepackt. Faith hatte das Bild von Laurie & Liam schon längst gesehen und fragte auch nur ein einziges Mal danach. Liams Blick trübte sich, als er kurz angebunden antwortete: »Meine Freundin. Sie ist durch einen Unfall verstorben.« Die Wochen vergingen schnell und schon bald hatte sich Faith prima eingelebt. Während sie nach wie vor Abends bzw. Spätnachts arbeitete, zwang sich Liam, daheim zu bleiben, um auf Alkohol zu verzichten. Einerseits plagten ihn aber auch Gedanken, Faith könnte ihn wohlmöglich betrügen. Sein aufgebautes Glück war so zerbrechlich. Und er wollte nicht riskieren, das es ihm aus den Händen glitt. Da gab es einen Vorfall, den beiden wohl für immer im Gedächtniss verweilen würde: Als Faith von einer weiteren Nachtschicht nach Hause kam, fiel sie sofort todmüde neben Liam ins Bett. Erst am frühen Morgen wurde sie ziemlich unsanft geweckt, indem ihr etwas aufs Gesicht schlug. Es war nicht hart oder dergleichen, und als sie verschlafen die Augen öffnete, erkannte sie, das es sich um Fotos handelte. Vor sich sah sie Liam, mit einer Mischung aus Wut, Verzweiflung, Irrsinn... Ein Adrenalinstoß versetzte sie in helle Aufruhr, als sich Liam gefährlich dicht über sie gebeugt hatte. Mit verengten Augen schaute er sie an und rief bedrohlich: »Erkläre mir diese Fotos.« Verwirrt schaute sie drein, ehe sie ein paar davon in die Hand nahm und sie näher begutachtete. Während sie halb schlaftrunken versuchte, die Bilder zu identifizieren, durchbohrte Liam sie mit einen finsteren Blick und registrierte jede ihrer Bewegung. Ihre Augen weiteten sich und sie begann unweigerlich zu zittern. »D-Das kann ich erklären...« stammelte sie, doch Liam fiel über sie her, indem er ihre Arme gewaltsam auf die Matratze drückte. Er lag halb ihr und diese irre Blick hatte rein gar nichts mit Romantik zu tun, geschweige denn in irgendeiner Weise erotisch. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. »Die Bilder sprechen eine andere Sprache!« brachte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Druck auf ihre Arme verstärkte sie, was sie kurz aufstöhnen ließ. »Du tust mir weh...« brachte sie mühsam hervor doch das schien Liam nicht weiter zu stören. »Ich warte auf deine Antwort!« rief er gereizt. Auf den Fotos war sie mit einen anderen Mann zu sehen. Knutschend. »Das war ganz anders...« rief sie wieder und ihr Blick huschte hin und her. In ihren Hals bildete sich ein Kloß und ihr Herz drohte vor Angst zu zerspringen. Faith wusste auch, das Liam beim Militär war, doch so gewaltsam ihr gegenüber hatte sie ihn noch nie erlebt. Und sie konnte nicht sagen, ob er ihr tatsächlich etwas antuen würde... »E-Er hat mir gewaltsam einen Kuss gegeben.« rief sie. »U-Und wollte mehr.« Liams Stirn legte sich in Falten und er neigte etwas den Kopf. »Es war nach der Arbeit. G-gerade als ich Feierabend machen wollte und den Hintereingang nehmen wollte, spürte ich eine Hand auf meinen Mund.« Der Griff von Liam lockerte sich etwas, wofür Faith unendlich dankbar war. Doch noch immer lag er mit seinen gesamten Gewicht auf ihr. »Ich habe geschrieen und ihn getreten, was ihn anfangs gar nicht störte. Gerade als er den Rocksaum hochheben wollte, bekam ich von hinten etwas zu fassen und schleuderte er ihm mit voller Wucht gegen den Kopf. E-Er fiel leblos zu Boden und ich rannte voller Panik davon.« Ihre Augen weiteten sich bei der Erinnerung vor Angst. Noch einen Moment lang blieben sie regungslos liegen, ehe Liam auf der Bettkante Platz nahm. Er atemete heftig und durchfuhr mit einer Hand sein Haar. »Ich weiß nicht, wer die Fotos gemacht hat.« rief Faith kleinlaut. »Jemand hat wohl gerade den Moment erfasst, wo es so aussah, als würden wir uns stürmisch küssen.« Sie berührte Liam sachte an der Schulter, der unter ihrer Berührung zusammenzuckte. »Es tut mir Leid.« entschuldigte er sich. »Ich wollte dir keine Angst machen.« Mit diesen Worten verzog er sich in die Küche und machte sich wie jeden Morgen einen Kaffee.

1 Kommentar:

  1. Wie immer sehr gut geschrieben =) Ich bin sehr gespannt wann/wie/wo Laurie in die Geschichte kommt :)

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